Italien – Ja, hier soll mein neues Kapitel beginnen. Ich wollte zurück in die Heimat, nachdem ich mein Leben in Deutschland aufgegeben habe, um erst einmal die letzten Monate zu verarbeiten, alles zu begreifen und zu realisieren. Was eignet sich da besser, als sich von seiner Familie verwöhnen zu lassen, die Seele baumeln lassen und dort die Reise des Lebens zu starten, wo auch alles begonnen hat? Da Mike auch gerne Italien kennenlernen wollte, passte dies perfekt in die Planung.
Apulien – Salento – meine Heimat
Die ersten Wochen habe ich damit verbracht rumzuhängen – im wahrsten Sinne des Wortes – und versuchte abzuschalten, den Stress loszuwerden. So ganz ist mir das jedoch nicht gelungen, denn zu Hause sein heißt: bei meiner italienischen Familie… bedarf, so denke ich, nicht weiter einer Erklärung 😉
Ich liebe es hier zu sein, der Salento ist im Sommer bezaubernd. Schöne Strände, kristallklares Wasser, leckeres Essen, überall Musik und gute Laune…die perfekten Sommernächte mit einem Glas Wein abzuschließen und in bester Gesellschaft zu sein. Was braucht man mehr?
Mein Salento wollte ich auch Mike näher bringen und ihn für meine Heimat begeistern; also haben wir zuerst kleine Trips unternommen und uns Matera – Alberobello – Ostuni – Otranto – Lecce – Gallipoli – S. Maria di Leuca sowie kleine Lidos im Salento angeschaut. Und was soll ich sagen…Mike ist definitiv begeistert 🙂 oder er traut sich nicht die Wahrheit zu sagen, inmitten der Italiener :-).




3 Wochen Sizilien
Irgendwann hat mich dann aber doch mein Reisefieber geweckt und wir sind mit dem Auto losgezogen – 3 Wochen Sizilien mit kleinen Stopps in Kalabrien. Einfach nur spektakulär! Ich wusste selbst nicht, wie schön der Süden ist. So viele grüne Landschaften, Berge und azurblaues Wasser! Gutes Essen und so viel Geschichte in solch kleinen Dörfern wiederzufinden war einfach atemberaubend. Oft habe ich gedacht, ich sei in Mexico oder Hawaii gelandet oder auch zurück im Mittelalter; denn Italien ist voll mit idyllischen Dörfern wie auch verlassenen und verschlafenen Ortschaften. Man sieht so viel, ohne es eigentlich zu bemerken, weil hinter jeder Straßenecke sich etwas Wunderbares versteckt und man verfällt einer Art Trance…jedenfalls erging es mir so.
Um nach Sizilien zu kommen, mussten wir durch Kalabrien fahren und haben auf dem Weg in Rocca Imperiale – Catanzaro – Scilla und Tropea – einen Stopp eingelegt. Sehr beeindruckt hat uns die labyrinthische Altstadt von Rocca Imperiale. Da die Saison bereits am Ende war, kamen wir zwei Curlies uns vor, als wären wir die einzigen Fußgänger dort. Die Altstadt ist sehr gepflegt und umgeben von Zitronenhainen. Wir haben und regelrecht in den verwinkelten kleinen Gassen verlaufen und jeden Gang genossen. Als wir beim täglichen Aperol waren, schien es, als sei die Zeit stehen geblieben. Wir zwei – die einzigen in dem Café…Selten hatte ich bis dahin solch ein Gefühl von Ruhe und Zufriedenheit empfunden. Der einzige, der uns Gesellschaft gegeben hat, war ein älterer Mann, der an einem kleinen Tisch uns gegenüber saß und uns als wahrscheinlich total spektakulär empfunden hat, weil sonst nichts weiter los war.




Von dem einsamen Ort hin zur Hauptstadt Kalabriens, Catanzaro, war die Ruhe dann ganz schnell verflogen. Die Stadt liegt auf drei Hügeln an der schmalsten Stelle des Stiefels und ich wollte einmal hier gewesen sein. Wir lieben es, durch die alten, engen Gassen der Altstadt zu schlendern und die Zeit zu vergessen. An den alten, spröden Fassaden der Häuser konnten wir uns nicht sattsehen. Manche würden es wahrscheinlich als hässlich empfinden, ich jedoch verfalle in Gedanken und stelle mir vor, wie alt das Haus wohl schon sei und was alles hier erlebt wurde und passiert ist. Ich verliere mich dann leicht in meinen Gedanken, bis mich Mike aus meinen Tagträumen mit den Worten “Aperitivo”? wieder rausholt.



In Scilla waren wir leider nur einen halben Tag; leider weil es ein total süßes und kleines Fischerdorf ist mit bunten Häusern und einer ganz romantischen Atmosphäre. Ein Ort, der mit Wärme und Charme seiner Einheimischen die Herzen verzaubert. Hier lohnt es sich definitiv ein paar Tage zu verbringen!
Dann endlich: Sizilien – WOW! Jeden Tag und jeder Ort hat uns beflügelt und verzaubert. Angefangen in Forza d’Agro über Siracusa bis hin zu Palermo mit Stopps in Catania, Etna, Ragusa und Lido Noto.
Etwas, das wir definitiv nie vergessen werden, ist unsere Fahrt von Catania nach Palermo. Der Tag fing eigentlich ganz entspannt an – wie immer haben wir am Café nebenan unseren Cappuccino unter Sonnenstrahlen genossen, bevor wir uns in unserem Kia Picanto auf den Weg gemacht haben. Vor uns lag eine Strecke von ca. 240 km…und mein Freund dachte, es sei ne tolle Idee, mit nem Viertel vollem Tank loszufahren. Es sei ja schließlich kein Problem in Sizilien, zumal ja auch überall Tankstellen sind und der Herr zu geizig € 1,59/l zu zahlen. “Das finden wir günstiger” hieß es. An der nächsten Tankstelle kostete das Liter Benzin € 1,63… “ne, finden wir günstiger” hörte ich vom Sitz nebenan, während sich die Tankanzeige dem Nullstand näherte. Na ja, was soll ich sagen…wären wir mal lieber nicht so geizig gewesen, denn auf der Strecke kam zwar eine Tankstelle – die aber wurde renoviert und es gab dort nix, nur einige Straßenhunde, die sich dorthin verlaufen hatten. Mike allerdings war immernoch guter Hoffnung…ich wurde immer nervöser und hab mir schon alles mögliche ausgemalt. Zu unserem Glück kam ein Schild mit der Aufschrift “Tankstelle -45 km” , die Tankanzeige war schon höllisch rot – Mike weiterhin entspannt…ich leicht am schwitzen. Tja, bevor wir die 45 km bis zur Tankstelle erreichen konnten, baute sich nach ca. 40 km Fahrt eine Riesenbaustelle auf mit entsprechender Vollsperrung!!! Jetzt sah ich, wie Mike doch langsam nervös wurde. Als wir von der Autobahn runter geleitet wurden, fuhren wir zur nächsten Stadt und befolgten den Schildern in Richtung Tankstelle. Noch nie in meinem Leben hatte ich zuvor eine solch verlassene Ortschaft gesehen. Mir kamen Zweifel, ob da überhaupt jemand leben würde! Wir erreichten die Tankstelle…eine mini Tanksäule… Literpreis € 1,74! Na schönen Dank auch!
Sizilien hat definitiv unser Herz eingenommen; besonders Siracusa – die Stadt, in der die Spuren der Vergangenheit allgegenwärtig sind. Die ganze Stadt ist ein Juwel, nicht nur der Markt und der Hafen, die Kirchen und die Palazzi, sondern auch die Villen an der Promenade. Hier ist es wirklich schwer sich sattzusehen. Für uns war Siracusa das Highlight unserer Sizilienreise.




Liebe Patri, ich lieeeebe deine Schreibweise, die Art wie du die Städte beschreibst. Das Abenteuer mit den Tankstellen könnten wir auch erleben, mit Dagmar neben mir, die immer mehr in Panik gerät!!!
Ich freu mich auf deine kommenden Stories, hab auch die vorhandenen noch nicht alle gelesen.
Liebe Grüße, ich drück dich ganz fest, Sepp
Oh, das ist so lieb von dir! Ich freue mich, dass die meine Texte gefallen!